Ein älteres Fachwerkhaus in Handeloh. Link ist ein Baum mit auf dem Bild und unten am Baum stehen Eimer mit roten Blumen drin

Kochen mit Herz  – zwischen Heidschnucken und Musik im „Schafstall“ in Handeloh

Eine eigene Heidschnuckenherde, rustikale Holztische inmitten eines weitläufigen Gartens und Hühner, die zuweilen ihren Auslauf verlassen und zwischen den Gästen herumspazieren – das und mehr macht den ersten Eindruck des Restaurants „Der Schafstall“ in Handeloh aus. In verträumter Waldatmosphäre liegt das reetgedeckte Gebäude mit der großen Flügeltür am Rande eines ruhigen Wohngebiets – und bietet Stammgästen sowie Neulingen etwas ganz Besonderes.

Begeisterung für Nachhaltigkeit – und kulturellen Genuss

Inhaberin Carla Hoffmann ist eine echte Macherin. In ihrem Restaurant hält sie nicht nur alle Fäden, sondern oft auch selbst den Kuchenteiglöffel in der Hand, pflegt die eigenen Heidschnucken, Hühner, Katzen und Hunde, kümmert sich trotz Saisonarbeit mit viel Herzblut um die individuellen Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden und hat ganz nebenbei noch ein erfolgreiches, lokales Kulturprogramm unter ihrem (Reet-)Dach etabliert. „Ich kann mich für wirklich gutes Essen begeistern. Unsere Lebensmittel sind nachhaltig und regional, auch wenn das für mich oft mehr Aufwand bedeutet, aber es schützt die Natur“, erklärt sie. Und was hat es mit dem Konzept „Genuss und Kultur“ auf sich, für das auf mehreren Plakaten auf dem Hof geworben wird? „Wir machen hier Gartenkonzerte, literarische Vorträge und vieles mehr.“ Besonders seit Corona, erklärt Carla Hoffmann, sei es ihr wichtig, kulturelle Angebote zu unterstützen und im ländlichen Raum für alle verfügbarer zu machen: „Gerade die Älteren oder diejenigen mit kleinen Kindern, die gern mal wieder ins Konzert möchten, aber schwer hinkämen oder einen Babysitter bräuchten, die können hier einfach auch mit Kind hinkommen, haben auch hochwertige Kunst hier und müssen nicht so weit fahren.“ Das Konzept kommt an – nicht nur bei den Gästen, sondern auch beim Personal, das während der Konzerte oder Lesungen besonders gern kocht und bedient.

Freundlichkeit und Ruhe als gelebte Werte im Team

Als Inhaberin hat Carla Hoffmann ihre Augen überall und achtet sehr darauf, dass ihr Team sich wohlfühlt. Übrigens auch im Kontakt mit den Gästen: Wer hier schon nach wenigen Minuten über Wartezeiten oder Preise nörgelt, wird von der Chefin persönlich auf sympathischste Art und Weise darauf hingewiesen, dass der Schafstall ein Ort des bewussten Genusses und der Entschleunigung sein soll. „Die Leute kommen hier nicht zum Fast Food-Schalter. Wenn ich hier sitze, habe ich vielleicht ein Spiel dabei, ich bin vielleicht im Gespräch mit Menschen, mit denen ich Zeit verbringen will, ich schaue mich um.“ Und das Essen ist im Schafstall so hochwertig, dass sich sowieso jede Wartezeit in der Hochsaison der Heideblüte lohnt: „Wir arbeiten mit Bioprodukten, es gibt kein Convenience-Food bei uns. Wir schnippeln alles selbst, backen Burgerbrötchen und alle Kuchen selbst, stellen Burgerpatties her… Alles mit wirklich hochwertigen Produkten aus der Region. Das zeichnet uns aus“, ist sich Carla Hoffmann sicher. Mehl und Eier kommen aus Tostedt, Fleisch und Fisch ebenfalls aus der Nähe, Tiefkühlwaren werden nach Möglichkeit gar nicht eingekauft. Carla Hoffmann backt den Großteil des Kuchensortiments selbst – mit frischem Obst, ohne fertige Tortenböden und mit durchschlagendem Erfolg, denn viele Stammgäste kommen extra wegen des hervorragenden Kuchens in den Schafstall. Vor allem für Wanderer ist das Restaurant, das direkt am Heidschnuckenweg und weiteren Wanderrouten liegt, ein beliebtes Ziel.

„Köche, die wirklich noch kochen wollen, sind bei uns gut aufgehoben“

Und bleiben da noch Wünsche offen? „Köche, die wirklich noch kochen wollen, sind bei uns gut aufgehoben“, berichtet die Inhaberin. „Das Essen muss keine Schnörkel haben, aber es soll lecker und wirklich gut gekocht sein.“ Am liebsten würde Carla Hoffmann Köche aus der Region finden, die die wunderschöne Lage am Büsenbachtal und das nachhaltige Essensangebot zu schätzen wissen. Auch der Schafstall kämpft wie viele andere Unternehmen aus der ländlichen Region mit dem Fachkräftemangel, obwohl in der Hauptsaison rund 30 Leute beschäftigt werden. Viele davon sind Aushilfen, auch unter den Köchen. Derzeit arbeiten zwei Köche aus Hamburg und Celle im Schafstall, aber: „Vielleicht liest das hier jemand und hat auch Lust, hier naturnah dauerhaft zu leben und zu arbeiten, seine Arbeit selbst zu gestalten – mit dem Bezug zur Heide, den wir hier pflegen.“, so Carla Hoffmann. Ein weiterer Vorteil fürs Personal, unüblich für die Gastronomie, ist die Lage am Wohngebiet, denn lange Veranstaltungen nach 22 Uhr finden im Schafstall nicht statt. Auch bei der Suche nach der passenden Unterkunft hilft das Team des Schafstalls neuen Kollegen und Kolleginnen gern – ganz im Sinne einer echten Willkommenskultur.

Denn Frau Hoffmann weiß: Kleine Gelegenheiten können den (beruflichen) Lebensweg auf einen Schlag völlig umkrempeln. „Man muss hingehen und man muss reingehen. Nur dadurch, dass ich Sachen angefangen habe, bin ich weitergekommen. Und auf einmal ist das ganze Leben verändert.“ Sie selbst ist der beste Beweis dafür: Ihre bunte Lebensgeschichte ist ein Potpourri aus Plänen, Zufällen und ganz viel eigener Hands-on-Mentalität. Als Tochter deutscher Eltern in Namibia geboren, wollte Carla Hoffmann eigentlich die elterliche Farm übernehmen. Stattdessen studierte sie Anthropologie und Psychologie, kam auf Umwegen zum namibischen Fernsehen und drehte dort Soaps und Detektivgeschichten, bevor sie sich mit einer eigenen Fernsehproduktionsfirma selbstständig machte. Aufs Land zurück wollte sie trotzdem noch – und verwirklichte nach einigen Praktika in Deutschland zumindest zeitweise diesen Traum: Als eine Bio-Farm in Windhoek eine Gärtnerin suchte, kam Carla Hoffmann erneut nach Deutschland, um hier zunächst eine entsprechende Ausbildung zu machen. Statt der namibischen Gärtnerin wurde im Laufe dieser Jahre eine deutsche Gastronomin aus ihr, die sich seit 2007 gemeinsam mit Ehemann und Kindern den Schafstall in Handeloh nach und nach auf- und umgebaut hat.

Das Restaurant ist in all seiner Einzigartigkeit ganzjährig ein lohnenswertes Ausflugsziel – und ein ganz besonderer Arbeitgeber noch dazu! Wer Lust hat, Carla Hoffmann, ihr Team und ihre Tiere kennenzulernen, das hausgemachte tomatisierte Sauerkraut mit Bratwurst an einem rustikalen Holztisch zu genießen oder sich gleich seinen Traumjob inmitten der wunderschönen Lünebürger Heide zu sichern, findet alle Infos auf der Webseite des Schafstalls.

✍🏻: #besserhier                  📸: #besserhier

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