Daniel Schneider ist einer der Gründer und Geschäftsführer des Deichbrand Festivals in Cuxhaven. Nach diversen Stationen lebt er inzwischen mit seiner Familie wieder in seiner Cuxhavener Heimat. Wir haben mit ihm über seinen Werdegang, die Erfolgsgeschichte des Festivals an der Nordsee und die Gründe für seine Rückkehr in den Landkreis gesprochen.
Wie bist du auf die Idee gekommen, das Deichbrand-Festival zu gründen und was hast du vorher gemacht?
Ich habe schon als Schüler Veranstaltungen in Cuxhaven geplant. Fürs Studium bin ich nach Dortmund gegangen und habe meine Diplomarbeit für die Nordseeheilbad GmbH in Cuxhaven geschrieben. Dabei ging es um das „The Tall Ships Race“, die seinerzeit größte Veranstaltung in Cuxhaven, und mögliche Sponsoring- und Merchandise-Möglichkeiten. Ein sportlicher Wettbewerb zwischen den größten Traditionsseglern der Welt mit ungefähr 700.000 Besuchern und 120 Schiffen.
Nach 1,5 Jahren habe ich projektbezogen für die Stadt Cuxhaven gearbeitet, wo ich meine ersten Erfahrungen in der Organisation von Großveranstaltungen gesammelt habe. Dann habe ich mit dem Pächter der Hapag-Hallen temporär einen Deal abgeschlossen und dort gearbeitet. Genau in dieser Zeit habe ich ein halbes Dutzend junger Leute kennengelernt, die auch davon träumten, ein großes Festival für junge Leute in dieser Region zu entwickeln. In meiner Praktikantenzeit in München habe ich dann parallel ein Konzept für ein „Festival am Meer“ geschrieben. Gleichzeitig lernte ich auch Marc Engelke kennen, meinen Mitgründer und Co-Geschäftsführer.
Wie hat sich das Deichbrand-Festival seit der Gründung entwickelt?
Wir haben 15 Festivals hinter uns und es hat sich imposant entwickelt. 2005 hatten wir um die 300 Besucher und dann ist es exponentiell gestiegen. Den Peak hatten wir in 2018, als 60.000 Besucher vor Ort waren. Mich reißt es selbst auch immer wieder vom Hocker. Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als es wirtschaftlich extrem schwierig war. Marc und ich waren mit unserer GbR nach vier Deichbrand-Jahren hochverschuldet. Wir hatten zusammen fast 200.000 Euro Schulden. Das war wahrscheinlich ein Faktor, warum wir auch weitergemacht haben. Wir hätten aus wirtschaftlichen Gründen gar nicht aufhören können. Zum Glück hat es sich dann für uns grandios entwickelt.
Was macht das Deichbrand-Festival aus deiner Sicht so erfolgreich?
Die Attraktivität unserer Region, die Menschen und ihre Begeisterungsfähigkeit sind ein absoluter Erfolgsfaktor für das Deichbrand-Festival. Wenn man uns mit anderen Festivals in Deutschland vergleicht, dann haben wir sicherlich ein gutes Programm und die Bands spielen im Marketing und Booking immer die wichtigste Rolle, ABER was das Ganze bei uns erfolgreich und nachhaltig macht, sind natürlich die Erlebnisse vor Ort und da spielt das Publikum einfach eine Riesenrolle. Das Publikum ist mitgewachsen. Wir haben auch sicherlich Leute, die nicht so auf Festivals stehen, zu Festival-Besuchern gemacht. Das Publikum ist bei Wind und Wetter unser Fels in der Brandung und das ist ein Zusammenspiel mit den Künstlern: tolles Publikum, Künstler gut drauf, super Performance, noch glücklicheres Publikum. Und dann ist es so eine Aufwärtsspirale. Wir haben es zuerst als Floskel abgetan, aber auch die internationalen Bands haben immer wieder betont, wie toll dieses Publikum ist. Der Norden rockt wirklich! Mich begeistert die Begeisterung der Menschen!
Um mal Monty Python zu zitieren: „Kommen wir nun zu etwas völlig anderem.“ Du bist mit der Metropolregion Hamburg eng verwurzelt. Wie viele von uns bist du auch in die Großstadt gezogen und irgendwann steht man vor der Frage, ob man nicht doch wieder in die alte Heimat zurückkehren möchte. Du hast diesen Schritt getan. Aus welchen Gründen bist du mit deiner Familie nach Otterndorf in den Landkreis Cuxhaven zurückgekehrt?
Wir haben in Hamburg gelebt. Das zweite Kind ist dann zufälligerweise in Cuxhaven geboren, weil wir an dem Wochenende hier zu Besuch waren. Der wollte hier zur Welt kommen und nicht in Hamburg, wie geplant (schmunzelt).
Es gab dann Impulse bei mir, wie „Ich wünsche mir ein Eigenheim und ich habe keine Lust mehr zur Miete zu wohnen“. Die Mietswohnung musste auch renoviert werden, da hätten wir uns auch beteiligen müssen. Da hat man natürlich wenig Motivation. Und so wie wir leben wollten, wäre es in Hamburg City auch eine kostspielige Angelegenheit geworden. Die Baulandpreise sind in Otterndorf natürlich auch deutlich niedriger als in der Großstadt.
Was uns aber auch bewegt hat, war die Nähe zu unseren Eltern. Wenn wir jemanden brauchten, der auf unser Kind aufpasst, dann waren sie immer zu Stelle, auch weil all unsere Freunde selbst genug um die Ohren haben.
Die Voraussetzung ist natürlich auch die Jobperspektive und als Deichbrand-Veranstalter ist mir die Entscheidung leichtgefallen: „Ich gehe mit meiner Familie wieder zurück nach Cuxhaven.“
Es gibt auch Perspektiven in Cuxhaven, die mich persönlich sehr interessieren. Es geht um die Visionen, insbesondere in Cuxhaven, wenn es um die Revitalisierung des alten Fischereihafens geht, der jetzt als Genuss- und Kulturzentrum für die Zukunft entwickelt wird. Da habe ich auch eine entsprechende Kooperation aufgebaut.
Wir wussten auch um die Attraktivität der Region hier für Familien und Kinder. Unsere Kinder können hier gut behütet zur Schule gehen und die Nähe zur Familie ist klasse.
Wie verlief denn die Jobsuche von deiner Freundin? Das ist ja auch nicht immer so leicht, wenn zwei berufstätige Personen in eine ländliche Region ziehen wollen, oder?
Das habe ich auch gehört, dass das ein Riesending ist. Z.B. für Chefärzte, die man akquiriert hat… Bei uns ist es relativ einfach damit zu beantworten, dass meine Partnerin mit dem zweiten Kind noch in Elternzeit ist. Das heißt, die Jobsuche hat noch gar nicht begonnen. Der Große ist jetzt fünf und der Kleine ist jetzt ein Jahr alt und dann hat sie noch ein halbes Jahr Elternzeit geplant. Sie ist Logopädin und wird sich zu gegebener Zeit bei den Kliniken hier bewerben. Da sind wir sehr optimistisch.
Fiel es euch leicht, euch wieder in der Heimat zu integrieren oder merkt ihr auch, dass sich etwas verändert hat?
Ich hatte ja beruflich schon viel hier zu tun und bin oft von Hamburg nach Cuxhaven gependelt. Wir sind auch sehr eng mit unserer Familie verbandelt. Es war überhaupt nicht schwer, sich wieder hier einzuleben. Dann haben wir unser Haus gebaut und auch in der Nachbarschaft sind viele Familien, die in einer ähnlichen Lebensphase sind. Das ist fantastisch! Mit anderen Worten: Reibungslos, problemlos. Zu keiner Zeit mussten wir unsere Entscheidung hinterfragen.
Hast du einen Lieblingsort bzw. Geheimtipp in Otterndorf oder im Landkreis Cuxhaven?
Geheimtipps eher nicht. Mein Lieblingsort ist ziemlich Mainstream. Im Otterndorf gehen wir gerne über den Philosophenweg zum Badesee mit dem Spielplatz. Das ist optimal für Familien und für Jugendliche, gerade auch mit dem Skatepark inmitten des alten Baumbestandes. Einmalig! Ein wirklich toller Spielplatz für Kinder und Jugendliche und das in einer Kleinstadt auf dem Land.
Unser Haus mit dem Garten am Fluss ist natürlich auch unser Lieblingsplatz. Ich selbst bin auch Cuxhavener und Sahlenburg-Fan. Also ich liebe es durch den Wernerwald zu gehen und dann das kleine Stück am Strand zurück. Das ist einmalig und auch so vielseitig von der Landschaft und natürlich gehören auch die Hapag-Hallen und das Steubenhöft in Cuxhaven dazu. Das sind Lieblings- und Sehnsuchtsorte, wenn man aufs Meer hinausschaut und man sieht die Schiffe vorbeiziehen…
Was machst du gerne in deiner Freizeit?
Wenn ich mal frei habe, dann mache ich sehr gerne etwas mit der Familie. Mit unserem großen Sohn spiele ich gerne im Garten Fußball. Das fordert er auch ein (schmunzelt). Deshalb haben wir ein rechteckiges Feld unbepflanzt gelassen und zwei Tore aufgestellt. Außerdem mache ich gerne Kitesurfing, wenn es die Familie zulässt.
Zum Abschluss: Wie würdest du den Landkreis Cuxhaven in drei Hashtags beschreiben?
#Schiffe, #Nordsee und #Deichbrand.
Vielen Dank für das Gespräch!