Die Unternehmensgruppe Leben leben ist ein gemeinnütziger Unternehmensverbund im Sozial- und Gesundheitswesen mit über 1.400 Beschäftigten u.a. im Landkreis Lüchow-Dannenberg. Ziel der Unternehmensgruppe ist es, Lebensqualität gemeinsam mit und für Menschen mit Unterstützungsbedarf zu schaffen. In den unterschiedlichen Einrichtungen werden Vielfalt und Inklusion gelebt. Wir haben mit der Personalreferentin Ina Wenhold und René Düver, Regionalleiter für den Bereich Wohnen in Dannenberg, darüber gesprochen, wie inklusives Arbeiten und Leben in dem Unternehmen konkret aussieht, was sie an ihrer Tätigkeit besonders begeistert und warum sie sich im Wendland wohlfühlen.
Hallo Frau Wenhold, mögen Sie sich einmal vorstellen und erzählen, wie Sie zu Leben leben gekommen sind und was Ihr Schwerpunkt dort ist?
Mein Name ist Ina Wenhold und ich bin seit Mai dieses Jahres als Personalreferentin hier in der Unternehmensgruppe Leben leben tätig. Ich bin 55 Jahre alt und ich habe mein ganzes berufliches Leben im weitesten Sinn im Bereich Personal verbracht. Nach meinem Studium der Wirtschaftswissenschaften war ich eine Weile in Kanada und habe anschließend einige Jahre in Hannover in der Personalabteilung einer Versicherung gearbeitet. Dann hat es mich in die Region zwischen Lüchow-Dannenberg und Uelzen verschlagen, weil ich meinen zukünftigen Mann kennengelernt habe, der hier Landwirt ist.
In welchen Bereichen ist die Unternehmensgruppe Leben leben tätig und was machen die Menschen, die bei Ihnen arbeiten?
Ein großer Bereich, in dem viele Kolleg:innen beschäftigt sind, ist die Schulbegleitung. Darüber hinaus gibt es Kindertagesstätten und heilpädagogische Kindergärten, in dem Heilerziehungspfleger:innen, Erzieher:innen und Sozialassistent:innen Kinder mit und ohne Handicap gemeinsam betreuen. Außerdem gehören eine stationäre Wohngruppe im Kinder- und Jugendbereich sowie verschiedene Wohnformen für Erwachsene mit einer Beeinträchtigung zu uns. Dort sind Sozialpädagog:innen oder Mitarbeiter:innen mit einem Abschluss in Sozialer Arbeit tätig und unterstützen die Menschen mit Behinderung in ihrem Alltag, in allen Bereichen, die notwendig sind. Einen weiteren großen Bereich stellen unsere unterschiedlich ausgerichteten Werkstätten (WfbM und Integra) mit Standorten in Uelzen und Dannenberg. Hier arbeiten Mitarbeiter:innen mit einer geistigen und/oder körperlichen Behinderung oder einer psychischen Beeinträchtigung in verschiedenen Fertigungsbereichen. Ein medizinisches Versorgungszentrum mit verschiedenen Fachbereichen und ein Therapiezentrum mit den Schwerpunkten Logopädie und Ergotherapie haben ihren Sitz in Uelzen.
Zum Thema Inklusion gibt es auch immer wieder kritische Stimmen. Warum sind Inklusion und das Arbeiten in diversen Teams Ihrer Meinung nach förderlich und können funktionieren?
Es ist und es muss förderlich sein. Das Leben ist vielfältig, es sind alles Menschen wie du und ich und keine andere Kategorie von Mensch. Oft fehlt es noch an dieser Offenheit in der Gesellschaft, wodurch man sich selbst auch einen großen Teil vergibt, der ganz viel Sinn geben kann. Ich denke, dass ist gerade in unserem Aufgabenfeld etwas, das auch mit ins private Feld hineingetragen werden darf. Man kann Menschen nicht ausgliedern oder isolieren, sondern es sollte ein Miteinander sein. Natürlich ist das nicht immer einfach, aber die Grundüberzeugung bei uns ist, dass ein Weg gefunden wird in allen Bereichen der Zusammenarbeit und man es nicht als unterschiedlich, sondern als normal empfindet, miteinander tätig zu sein.
Für welche Stellen kann man sich denn bei Ihnen generell bewerben bzw. was haben Sie gerade aktuell ausgeschrieben?
Als Sozialpädagog:in oder Absolvent:in der Sozialen Arbeit mit Berufs- oder Führungserfahrung in diesem Bereich, oder als Erzieher:in oder Sozialassistent:in, kann man auf dem Stellenmarkt auf unserer Homepage eine Übersicht aller Stellen finden, die derzeit offen sind. (https://lebenleben.de/karriere/offene-stellen/)
Aktuell ist z.B. im Bereich Lüchow-Dannenberg eine Stelle als pädagogische Fachkraft in unserer stationären Jugendwohngemeinschaft zu besetzen, die im Gruppendienst Kinder und Jugendliche in ihrer Wohnsituation begleitet. Des Weiteren haben wir zwei Arbeitsstellen in Dannenberg ausgeschrieben: Eine Stelle in einer Wohngruppe für erwachsene Menschen mit Behinderung, und in einer etwas größeren Einheit, einer stationären Wohnform am Jeetzeldeich. Darüber hinaus haben wir in Dannenberg außerdem zurzeit im Werkstattbereich noch eine Stelle als Gruppenleiter:in für die Begleitung und Unterstützung einer Gruppe von Menschen mit Handicap im Arbeitsalltag zu besetzen. Dazu kommen noch einige Stellen in unseren Krippen und Kindertagesstätten.
Sie sind selbst auch neu in die Region gezogen: Was macht den Landkreis Lüchow-Dannenberg interessant und was gefällt Ihnen am Landleben?
Ich komme ja aus der Großstadt, aus Hannover, wo ich auch immer mitten in der Stadt gelebt habe. Das Einzige, was ich kannte, war eine Wohnung mit einem kleinen Balkon und zwei Blumenkästen. Am Anfang war das Ganze für mich ein absoluter Kulturschock, weil ich diese Weite und das viele Grün gar nicht gewohnt war. Es ist einfach eine sehr schöne Gegend und wenn man sich auf die Region und die Menschen einlässt, kann man hier sehr gut andocken. Der Landkreis wird oft unterschätzt, weil er als strukturschwaches Gebiet gilt, aber auf den zweiten Blick gibt es viel zu entdecken.
Vielen Dank für diese spannenden Einblicke!
Im Gespräch mit René Düver könnt ihr nun noch weitere Einblicke in den Bereich Wohnen bei Leben leben gewinnen und erfahrt mehr über den Arbeitsalltag.
Hallo Herr Düver. Stellen Sie sich gerne kurz vor. Wie lange sind Sie schon bei der Unternehmensgruppe Leben leben?
Ich bin René Düver und verantworte bei Leben leben als Regionalleitung für Dannenberg im Erwachsenenkontext den Bereich Wohnen für Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen. Dieses Jahr hatte ich mein fünfjähriges Jubiläum. Ich habe in den Wohngemeinschaften (WGs) in Dannenberg als Teamleiter angefangen und seit gut anderthalb Jahren bin ich in der Regionalleitung tätig.
Wie sieht für die Mitarbeiter:innen die Arbeit in Ihrem Bereich aus und was genau sind die Tätigkeiten im Bereich Wohnen?
Wir verstehen uns als Assistent:innen und haben den Auftrag Eingliederungshilfe zu geben, Teilhabe zu ermöglichen sowie eine individuelle Förderung zu leisten. Ein:e Bewohner:in benötigt mehr Unterstützung im Bereich Pflege, jemand anderes eher in der alltagspraktischen Begleitung. Als Assistent:innen für die Bewohner:innen widmen wir uns allen Lebensbereichen des Alltages.
Wir haben zwei WGs und eine Wohnstätte hier in Dannenberg. In der Wohnstätte ist es so, dass wir einen höheren Hilfebedarf haben. In der Wohnstätte sind wir 30 Kolleg:innen und in den WGs ist es ein deutlich kleineres Setting. Wir haben ein Schichtsystem mit einem Musterdienstplan. Der Vorteil dabei ist, dass die Kolleg:innen schon einen Rhythmus für ihr Jahr einsehen und eine Planung machen können. Der Musterdienstplan ist nicht in Stein gemeißelt, da gibt es auch immer noch gewisse Variationen. Wir versuchen „Wunschfrei“ und „Wunschdienste“ zu berücksichtigen. Durch unsere Tagesstruktur verlassen die Bewohner:innen gegen 08:00 Uhr das Haus und sind dann in der Werkstatt oder gehen ihrer externen Tätigkeit nach. Gegen 16:30 Uhr kommen sie in die Wohnstätte oder in die WGs und dann beginnt die Hauptbetreuungszeit. Ansonsten arbeiten wir im Bezugsbetreuersystem, d.h. dass jede:r Kolleg:in zwei bis drei Bezugsbewohner:innen hat, mit denen ein besonderes Betreuungsverhältnis besteht.
Was macht für Sie die Zusammenarbeit mit den Bewohner:innen so besonders?
Es ist eine grundsätzliche Entscheidung, die man trifft, wenn man in den sozialen Bereich geht. Der menschliche Aspekt ist im Vordergrund. Was ich für meine Mitarbeiter:innen auch ganz wichtig finde ist das Herzblut. Es ist einfach das, was wir von unseren Bewohner:innen wiederbekommen. Unsere Bewohner:innen sind sehr offen, sehr warmherzig. Das ist ein besonderes Miteinander. Das ist eine sehr intensive Beziehungsarbeit und es ist auch auf einer sehr wertschätzenden Ebene. Es ist etwas ganz Besonderes hier zur Arbeit zu kommen und Menschen zu finden, die sich über einen freuen. Natürlich gibt es auch hier Konflikte und auch die sind teilweise ungefiltert, aber das Positive überwiegt deutlich. Zusammen Lösungen zu finden, sich zusammen weiterentwickeln und sich auch gegenseitig weiterzubringen, gemeinsam Alltagsthemen zu bearbeiten. Gemeinsam durch Freude und Trauer zu gehen, das ist etwas ganz Besonderes. Und das ist auch etwas, das schön ist in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung, dass man ganz viel auch auf dieser Ebene bekommt.
Sie sind ein Zuzügler im Landkreis Lüchow-Dannenberg. Was macht den Landkreis nach den fünf Jahren aus? Was ist so lebenswert in Lüchow-Dannenberg?
Ich glaube, das ist eine grundsätzliche Entscheidung, die man für sich treffen muss, ob man eher in der Stadt wohnen möchte oder im ländlichen Bereich. Dannenberg ist eine Kleinstadt und genau das ist für mich auch attraktiv. Ich habe vorher immer in Großstädten gelebt und jetzt war für mich einfach mal Zeit für einen Wechsel. Ich wollte nochmal ein entspannteres Setting.
Vielen Dank für das Gespräch!
Fotos: Unternehmensgruppe Leben leben