Berufswunsch Chefin im Handwerk – nutze jetzt deine Chance!

#Frauen.können.alles.sein: Stark. Elegant. Empathisch. Mutig. Chefin. Mutter. Gründerin. Tochter. Zahlengenie. Gerüstbauerin. Malerin und Restauratorin. Dachdeckerin. Oder Tischlerin – so wie Isabelle Vivianne. Sie und viele andere beweisen, dass es für Frauen im Handwerk Möglichkeiten gibt und diese viel Freude bereiten.

Uns prägt, was wir sehen und hören. Vorbilder zeigen uns, welche Möglichkeiten es gibt und welche Perspektiven auch für uns möglich sind. Dabei müssen Vorbilder nicht immer bekannte Personen sein. Ihr habt bestimmt auch Vorbilder in eurem persönlichen Umfeld, die euch inspirieren, oder? Wichtig ist, dass Vorbilder für uns sichtbar sind. Die Tischlerin und Influencerin Isabelle Vivianne hat auf dem 3. Tag der Bauwirtschaft der Süderelbe AG und der hochschule 21 am 25. August 2022 darüber gesprochen, wie attraktiv ihr Beruf ist und warum sie andere dafür begeistern möchte. Ihren ganzen Vortrag könnt ihr euch hier anschauen.

Nach der Schule hat Isabelle Vivianne ein Studium an der Universität begonnen und sich jedoch nach zwei Wochen bereits die Frage gestellt, ob sie hier richtig sei. Sie hat den Hörsaal gegen die Werkstatt getauscht und eine Ausbildung zur Tischlerin absolviert – ein Beruf, den sie heute mit Leidenschaft ausübt. Ihr Ziel: Anderen zeigen, dass dieser Weg sich lohnt und mit vielen Vorurteilen für Frauen im Handwerk aufgeräumt werden muss. Auf ihrem Instagram-Account gibt Isabelle Vivianne Einblicke in ihren Arbeitsalltag oder auch mal ganz praktische Handwerkstipps und zeigt so, dass es ganz selbstverständlich ist, als Frau in dieser Branche erfolgreich zu sein – und dass Tischlern und Heels tragen sich nicht ausschließen.

Die Kraft der Vorbilder

Jeanette ist Gerüstbauerin, Susanne Malerin und Restauratorin und Katrin Dachdeckerin. Ungewohnte Bilder? Ungewohnte Berufsbezeichnungen? Es zeigt uns ganz andere Perspektiven. Wie klingt als Vergleich: Sven ist Gerüstbauer, Timon Maler und Restaurator und Tom ist Dachdecker. Welche Frau oder sogar welches Mädchen zieht es dann überhaupt in Erwägung, diesen Beruf erlernen zu wollen? Hier ist es schon wichtig, früh verschiedene Vorbilder zu präsentieren. Das besserhier-Team kann sich noch an viele Bücher erinnern, die sie als Kind gelesen haben. Geht es euch ähnlich? Das Buch „Bella Baumädchen – du kannst alles sein!“ ist im März diesen Jahres erschienen und möchte schon bei der jungen Generation veraltete Rollenbilder aufbrechen.

Erfolgsgeschichten bei der Roadshow „Chefin im Handwerk“ in Neu Wulmstorf

Ebenfalls am 25. August 2022 fand die Eröffnung der Roadshow „Chefin im Handwerk“ im Rathaus Neu Wulmstorf statt. Die Ausstellung wird gemeinsam von der WLH Wirtschaftsförderung im Landkreis Harburg und der Gemeinde Neu Wulmstorf organisiert. An der Eröffnungsveranstaltung nahmen auch der Bürgermeister Tobias Handtke, die Geschäftsführerin vom Geflügelhof Schönecke und IHK Lüneburg-Wolfsburg-Vizepräsidentin Ruth Staudenmayer sowie Katharina vom besserhier-Team teil. Wenn ihr mehr von Frauen bei Schönecke erfahren wollt, schaut doch mal im neuen Magazin von Schönecke vorbei. Auch auf unserem besserhier-Blog findet ihr einige Beispiele von Frauen im Handwerk, wie zum Beispiel von der Schweißerin Lynn.                                                                      

Die Roadshow leistet ebenfalls einen Beitrag dazu, Vorbilder sichtbar zu machen. Sie zeigt uns verschiedene Frauen mit ihren persönlichen Geschichten und beruflichen Entwicklungen. Eine der Frauen, die für viele andere ein Beispiel sein kann, ist Ursula Latus, Bootsbauerin und Chemikerin aus Usedom – ihre Geschichte wird in der Ausstellung und der dazugehörigen Publikation erzählt: „Über Umwege kam Ursula Latus zum Bootsbau. Während des Chemiestudiums entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Segeln. Deswegen machte sie nach dem Studium eine Lehre und den Meister zur Bootsbauerin. Danach gründete sie mit viel Disziplin ihren eigenen Betrieb, in dem sie Boote baut und restauriert. Um ein zweites Standbein zu haben, bietet sie zusätzlich Bootsbaukurse an. Dadurch ist ihre Arbeit sehr abwechslungsreich, und sie hat viel Kontakt zu ihren Kundinnen und Kunden. Ursula Latus hat mittlerweile exquisite Auftraggeber. Regelmäßig wartet sie zum Beispiel große Segelschiffe, die für Luxuskreuzfahrten eingesetzt werden. Solche Großprojekte realisiert sie dann zusammen mit anderen Bootsbaufirmen. Im Laufe der Jahre entstand dadurch ein gutes Netzwerk. Die Bootsbauer vermitteln sich gegenseitig Aufträge und sind ein eingespieltes Team.“

Welche Wege sind noch möglich? Weitere Beispiele findet ihr in der Publikation zur Roadshow „Chefin im Handwerk. Oder schaut doch einfach in der Zeit vom 18.08.2022 bis 19.09.2022 im Rathaus in Neu Wulmstorf vorbei. Die Ausstellung ist von Montag bis Freitag in der Zeit von 08:00 Uhr bis 12:15 Uhr und am Donnerstag von 14:00 bis 18:00 Uhr sowie nach vorheriger Vereinbarung geöffnet.

Eröffnungsveranstaltung der Roadshow „Chefin im Handwerk“ in Neu Wulmstorf mit Jennifer Coordes (Projektmanagerin WLH), Katharina Flohm (Projektmanagerin Süderelbe AG), Ulrike Glüer (Gleichstellungsbeauftragte Gemeinde Neu Wulmstorf), Ruth Staudenmayer (Geschäftsführerin Geflügelhof Schönecke & Vizepräsidentin IHK Lüneburg-Wolfsburg), Karin Schröder (Kultur- und Vereinsbeauftragte Gemeinde Neu Wulmstorf), Jens Wrede (Geschäftsführer WLH) (v.l.n.r.)

Das Potenzial von Frauen nutzen

Der Fachkräftemangel ist für viele Unternehmen im Handwerk bereits präsent. Wir können es uns allein deshalb schon gar nicht leisten, die Hälfte der Gesellschaft bei einer zukünftigen Planung nicht mit einzubeziehen. Frauen sind in aktuell eher männlich geprägten Berufsbildern und in Führungspositionen unverzichtbar. Das KOFA (Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung), ein Projekt im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat berechnet, wie stark der Fachkräftemangel im Handwerk zugenommen hat. Fehlten im Jahr 2020 etwa 65.000 Handwerkerinnen und Handwerker bundesweit, waren es im Jahr 2021 durchschnittlich gut 87.000. Somit war der Handwerkermangel im Jahr 2021 wieder deutlich größer als im Corona-Jahr 2020 und auch deutlich höher als noch vor zehn Jahren. Seit 2015 gibt es mehr offene Stellen im Handwerk als arbeitslose Handwerkerinnen und Handwerker. Wir können den Fachkräftemangel im Handwerk nur unter Berücksichtigung von Diversität bekämpfen. Dazu zählen neben einer höheren Anzahl an Beschäftigung von Frauen im Handwerk auch zum Beispiel Themen wie ein Quereinstieg.

Jedoch haben wir durch die Veränderung der Berufswelt große Chancen. Das Handwerk in Deutschland wird digitaler. Zwei Drittel der Handwerksunternehmen nutzen digitale Technologien und Anwendungen – deutlich mehr als vor zwei Jahren. Das zeigt eine neue Studie von Bitkom und des Zentralverbands des deutschen Handwerks (ZDH), welche im Juli 2022 veröffentlicht wurde. Die aktuell repräsentative Befragung von 503 Handwerksbetrieben in Deutschland zeigte ebenfalls, welche Vorteile der Digitalisierung für die Betriebe am meisten Bedeutung haben (Mehrfachnennungen waren hierbei möglich). Wichtigster Aspekt war hierbei das Thema Zeitersparnis. Darauf folgten die optimierte Lagerung und Logistik sowie flexiblere Arbeitsorganisation, ebenso wie eine höhere Sichtbarkeit beim Kunden und die körperliche Entlastung. Der Aspekt einer flexibleren Arbeitsorganisation ermöglicht beispielweise eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, welches ein wichtiger Punkt ist, um als Handwerksunternehmen als attraktiver Arbeitgeber aufgestellt zu sein. Interessant ist ebenfalls der Aspekt der körperlichen Entlastung, der mehr Diversität ermöglicht und den Arbeitsalltag erleichtert.

Wir sind auf einem guten Weg, denn: „[…] Jede vierte Betriebsgründung wird im Handwerk inzwischen von einer Frau vorgenommen. […]“, so Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). Wer eine Führungsposition übernehmen möchte, dem bietet sich im Handwerk die Möglichkeit. Wir haben die Chance, die Bereicherung weiblicher Führungsqualitäten zu nutzen – Diversität in der Führung ermöglicht eine Nutzung von zusätzlichen Stärken, wie Ellen Taubhorn in ihrer Funktion als Ausbildungsleiterin Unternehmensführung, Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer Halle (Saale) betont: „[…] Das Handwerk profitiert von der gewissenhaften, detaillierten Arbeit und der aufgeschlossenen Art der Frauen. Sie bringen frischen Wind in die etablierten Strukturen. Damit sich (noch) mehr Frauen im Handwerk engagieren, müssen sie ein Bewusstsein für die eigenen Stärken entwickeln. […]“

Das Fazit lautet also: Frauen.können.alles. Frauen.können.Handwerk.

Und ohne Frauen können wir vieles im Handwerk in Zukunft nicht mehr!
Nutze deine Chance – werde Chefin im Handwerk!


Titelfoto: © Isabelle Vivianne (die.tischlerin)

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