Leben, wo der Weihnachtsmann wohnt: in Himmelpforten

Die Gemeinde Himmelpforten kennen viele wahrscheinlich als Adresse des Weihnachtsmannes und des Christkindes. Jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit verwandelt sich die Kleinstadt im Landkreis Stade in das Christkinddorf. Hier betreibt die 25-jährige Josefine-Marie Wosniakowski seit Oktober 2019 das Hörgerätefachgeschäft „Wossis HörWelt“. 2020 war sie damit unter den Bewerbern des Wettbewerbs „Gründerstar“ im Landkreis Stade. Nach ihrer Ausbildung im Landkreis hat Josefine für drei Jahre in Lübeck und Scharbeutz gelebt, um ihren Meister zu machen, ist dann wieder in die Heimat zurückgekehrt und hat dort ihre Selbstständigkeit aufgebaut.

In unserem Interview mit Josefine erfahrt ihr mehr über das berühmte Weihnachtspostamt und das Leben in Himmelpforten!

Hallo Josefine, welche Weihnachtswünsche hast du schon in den Briefkasten für den Weihnachtsmann eingeworfen? Sind diese auch in Erfüllung gegangen?

Ich erinnere mich, dass ich mir mal einen Puppenwagen und eine Puppe gewünscht habe, ein anderes Mal einen Schreibtisch. Außerdem war ich ein großes Legokind und habe mir viel Lego gewünscht. Ich glaube, dass all diese Wünsche in Erfüllung gegangen sind.

Josefine vor dem Weihnachtspostamt

Bist du jedes Jahr beim Christkind-Weihnachtsmarkt dabei?

Selbstverständlich! Sogar in der Zeit, in der ich nicht hier gelebt habe, war ich jedes Jahr da. Ich war sowohl als Besucherin als auch aktiv dabei, weil meine Mutter seit Jahren einen eigenen Stand auf dem Christkindmarkt hat, an dem gestrickte Socken und Fruchtaufstriche verkauft werden. Dadurch war ich dann an fast jedem Wochenende von mittags bis abends auf dem Markt.

Wie ist die Atmosphäre auf dem Christkindmarkt und wie wird es dieses Jahr sein?

Ich finde, es ist immer eine entspannte, vorweihnachtliche Atmosphäre. Jeder freut sich auf den Christkindmarkt. Die Leute gehen lieber zum Christkindmarkt als nach Stade, Buxtehude, Hamburg oder Bremen zu fahren, weil es hier vor Ort sehr familiär ist. Es ist auch eine tolle Gemeinschaft unter den Ausstellern.

Dieses Jahr ist natürlich alles anders. Der Christkindmarkt wurde abgesagt und ganz Himmelpforten ist darüber sehr traurig.

Der Christkindmarkt (2018)

Himmelpforten ist die offizielle Postadresse des Weihnachtsmanns. Es kommen also viele Briefe mit Weihnachtswünschen an. Mal ehrlich unter uns: Wer leert den Briefkasten und sorgt dafür, dass die Weihnachtswünsche umgesetzt werden? Doch nicht das Christkind oder der Weihnachtsmann?

Nein, natürlich nicht. Das Christkind und der Weihnachtsmann haben viele fleißige ehrenamtliche Helferlein. Die sitzen natürlich in der Weihnachtsmannstube in der Villa von Issendorf und beantworten tatsächlich jeden Brief. Während des Christkindmarkts kann man den Weihnachtsmann besuchen, sehen, wie sie dort arbeiten und auch selber den Antwortbrief lesen, den die Kinder bekommen. Es ist kein 08/15-Brief, sondern wirklich ein toller Brief mit einer schönen Schrift.

Die Briefe kommen von überall her, als wir unser Christkindmarkt-Jubiläum vor ein paar Jahren hatten, waren es glaube ich über 40.000 Briefe.

Die Weihnachtsmannstube

Kommen wir zu einem anderen Thema: Nach deiner Zeit in Lübeck an der Meisterschule und einer Anstellung in einem Hörgeräte-Unternehmen in Scharbeutz bist du zurück nach Himmelpforten aufs „platte Land“ gezogen. Das ist als junger Mensch ja schon ein wenig ungewöhnlich. Warum bist du zurückgekommen?

Größtenteils, weil mir das Leben auf dem Land gefehlt hat. Lübeck ist eine tolle Stadt, aber es war nie mein Zuhause. Ich bin zwar in Hamburg geboren, aber habe 21 Jahre in Himmelpforten gelebt. Ich habe das Leben in Himmelpforten vermisst, meine Familie, meine Freunde und die Atmosphäre, wie man miteinander umgeht. Das war der Hauptgrund. Beruflich war alles super und ich hatte ein tolles Leben dort. Aber irgendetwas fehlte immer und wenn ich am Wochenende hier war und dann nach Lübeck zurückgefahren bin, war eigentlich klar, was.

Was genau macht für dich den Umgang miteinander hier so besonders?

Himmelpforten ist sehr offen, die Menschen sind sehr offen. Es herrscht keine Anonymität. Egal wo man hingeht: Man kennt sich. Das spiegelt sich auch in meiner Arbeit wider. Gerade in den ersten Wochen nach der Eröffnung standen z.B. meine Kindergärtnerinnen von früher oder andere Leute, die mich als Kind kannten, hier im Laden. Die Arbeit mit den Leuten ist eine ganz andere als in der Großstadt. Dort sind sie mehr verhalten, hier sind sie entspannter.

Sind deine Freunde hiergeblieben oder sind sie auch weggegangen und vielleicht wieder zurückgekehrt?

Tatsächlich ist keiner aus meinem Freundeskreis weggezogen. Für die Ausbildung sind sie zwar auch in einen anderen Landkreis gegangen, aber hier wohnen geblieben. Ich bin in meinem Freundeskreis die Einzige, die zwischendurch weg war. Das war keine einfache Zeit, weil das für alle ungewohnt war. Aber die Freude war riesig, als ich letztes Jahr gesagt habe: Ich komme wieder!

Was gefällt dir besonders gut an Himmelpforten und am Landkreis Stade?

Obwohl wir hier sehr ländlich leben, haben wir eine Nähe zu den Großstädten Hamburg und Bremen. Und man lebt hier freier und ist nicht so gebunden an eine Wohnung in der Stadt, wie ich es in Lübeck zum ersten Mal erlebt habe. Gerade in Zeiten von Corona hat das Leben in einer ländlichen Region viele Vorteile, weil man viel mehr Möglichkeiten hat, sich draußen aufzuhalten und frei zu bewegen.

Himmelpforten in drei Hashtags?

#Christkindmarkt, #Dorfleben und #Gemeinschaft.

Was wären aus deiner Sicht Gründe, warum junge Menschen und Familien sich in Himmelpforten niederlassen sollten?

Himmelpforten bietet für junge Familien viel Potenzial: Wir haben Schulen, Kindergärten, Sportvereine. Auch beruflich gibt es viele Möglichkeiten mit vielen Handwerksbetrieben im Umkreis, aber auch Großunternehmen und Mittelständlern Richtung Stade.                                          

Ich finde, Kinder können hier auf dem Land viel mehr entdecken als in einer Stadt. Ich kann am Wochenende mit meinem Kind rausgehen und ihm etwas über das Leben, die Natur und damit verbundene Werte erzählen. Als Kind war ich selbst früher oft in den Ferien bei meinen Omas, die mit mir immer viel draußen waren und ich eine Menge über Bäume, Tiere oder die Nordsee lernen konnte. Ich fand das als Kind immer super.   

Wie sieht für dich ein typisches Wochenende in Himmelpforten aus?

Ich verbringe gerne sehr viel Zeit mit Freunden und Familien draußen, fahre gern Fahrrad und Inliner. gehe auch gerne durchs Dorf spazieren oder mit Freunden essen. Bevor ich zur Meisterschule nach Lübeck gegangen bin, durfte natürlich auch ein Wochenende mit dem Musikladen Heinbockel (Dorfdisco) nicht fehlen. Ich glaube, das ist das erste, womit wir hier groß werden. Ich kenne keinen, der noch nicht dort war.

Was sollten Leute bedenken, die überlegen aus anderen Regionen Deutschlands nach Himmelpforten zu ziehen?

Die Leute in Himmelpforten sind offen, auch für Zugezogene, gar keine Frage. Es ist auch schöne Mischung hier, egal ob als Familie ist oder als älterer Mensch: Man findet hier auf jeden Fall Anschluss. Es gibt viele Vereine und Veranstaltungen, die dabei helfen. Wer sagt, er kann sich in Himmelpforten nicht integrieren oder fühlt sich nicht aufgenommen, macht wohl etwas falsch. 😉

Vielen Dank für das Gespräch!

Mehr über Wossis HörWelt erfahrt ihr bei YOJO.

Fotos: © Peter Carsten / Josefine Wosniakowski

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