Ein Meistertitel eröffnet Handwerker:innen aussichtsreiche Perspektiven und Meister:innen werden dringend gesucht. Im Rahmen unserer Social Media-Aktionswoche „Handwerk in Lüchow-Dannenberg“ werfen wir einen Blick auf diese und andere Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten, die das Handwerk bietet.
Der Fachkräftemangel ist trotz Corona-Krise im Handwerk allgegenwärtig: Laut einer aktuellen Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) fehlten im Jahr 2020 bundesweit 65.000 qualifizierte Handwerker:innen. Besonders schwierig zu besetzen sind offene Stellen für Meister:innen. Doch wie wird man eigentlich Meister:in, welche weiteren Fortbildungsmöglichkeiten sind im Handwerk möglich und was für Förderangebote gibt es? Darüber haben wir mit Judith Kraus, Leiterin der Abteilung Bildungsmarketing der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, und Thorsten Lange, Fort- und Weiterbildungsberater der Handwerkskammer und Ansprechpartner für Betriebe und Fachkräfte im Landkreis Lüchow-Dannenberg, gesprochen.
Fort- und Weiterbildung ist vor allem vor dem Hintergrund von Fachkräfteengpässen im Handwerk ein wichtiges Thema. Auf dem freien Markt seien bestimmte Qualifikationen nur schwer zu finden und der technische und digitale Wandel mache kontinuierliche Weiterbildung der Mitarbeiter:innen für Handwerksbetriebe unverzichtbar, wie Judith Kraus betont. „Andererseits sind die Auftragsbücher der Unternehmen so voll, dass oft nicht genügend Zeit für Weiterbildung bleibt“, erläutert sie das Dilemma, mit dem viele Betriebe umgehen müssen. Doch Weiterbildungsangebote spielen eine große Rolle, wenn es darum geht, die Zukunft des Unternehmens zu sichern und als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben. „Wer seine Mitarbeiter:innen als Menschen und nicht nur als Produktionsfaktoren sieht und bereit ist, ihnen Türen zu öffnen, bindet die Beschäftigten stärker ans Unternehmen und verhindert, dass sie z.B. in die Industrie abwandern“, so Kraus.
Der Weg zum Meistertitel
Die wohl bekannteste Weiterbildung im Handwerk ist der Meister. Will man im Handwerk einen Betrieb gründen oder übernehmen, ist in der Regel ein Meistertitel die Voraussetzung – und gilt zudem als Qualitätssiegel. Meister:innen sind aber auch gefragte leitende Mitarbeiter:innen in Betrieben, auch bzw. gerade in Krisenzeiten.
Wer einen Abschluss in einem anerkannten Handwerksberuf sowie den Gesellenbrief hat, kann in vier Schritten Meister:in werden: Die ersten beide Teile der Prüfung beinhalten Fachpraxis und Fachtheorie. Die notwendigen kaufmännischen Kenntnisse zum Führen eines Betriebs vermittelt der Teil Drei: die Weiterbildung zum Geprüften Fachmann/frau für kaufmännische Betriebsführung. Als vierter Teil ist die Fähigkeit zur Ausbildung von Lehrlingen, die Ausbilder-Eignung erforderlich (der sogenannte AdA-Schein).
Die Dauer der Meistervorbereitung unterscheidet sich je nach Gewerk. Wenn sie in Vollzeit absolviert wird, dauert sie durchschnittlich acht Monate.
Fördermöglichkeiten für angehende Meister:innen
Die Kosten für diese Aufstiegsfortbildung schrecken viele ab. Dabei gibt es eine Vielzahl an Förderinstrumenten, wenn man seinen Meistertitel machen möchte. „Gerade in Niedersachsen sind die Fördermöglichkeiten für zukünftige Meister:innen derzeit sehr gut“, betont Thorsten Lange.
Eine Option ist das Weiterbildungsstipendium, das man bekommen kann, wenn man die Ausbildung mit der Note 1,9 oder besser abschließt. Mit diesem Stipendium stehen für drei Jahre 8.100 € für Fort- und Weiterbildung zur Verfügung.
Auch Firmen haben die Möglichkeit, ihre Gesell:innen zu unterstützen: Das Programm „Weiterbildung in Niedersachsen“ bietet z.B. eine finanzielle Förderung, wenn ein:e Gesell:in den Meister machen möchte und das Unternehmen die Kosten dafür übernimmt.
Zudem wird die Meisterprüfung in Niedersachsen durch die Meisterprämie gefördert: Jeder Handwerker, der seit mindestens sechs Monaten in Niedersachsen wohnt oder sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist, erhält 4.000 Euro, wenn er die Meisterprüfung bis 30. September 2023 erfolgreich besteht.
„Wenn man das Aufstiegs-Bafög nutzt und anschließend noch die Meisterprämie erhält, dann ist das eine Förderung, die richtig rund ist!“, so Lange.
Viele Betriebe und Mitarbeiter:innen wüssten jedoch nicht, dass es diese Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung überhaupt gibt, wie Judith Kraus und Thorsten Lange aus ihren Beratungserfahrungen berichten. Daher wünschen sie sich, dass diese Informationen noch stärker nach außen getragen und transparenter von den Unternehmern in Richtung der Mitarbeiter:innen kommuniziert werden. Denn die Weiterbildung von Mitarbeiter:innen kann schließlich auch die Nachfolge des eigenen Handwerksbetriebs sichern.
Weitere Fortbildungsangebote und digitales Lernen
Neben dem Meister hat die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade mehr als 200 weitere unterschiedliche Weiterbildungsmaßnahmen im Programm: Im kaufmännischen Bereich wird der Kurs zum Kaufmännischen Fachwirt angeboten, der im Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) gleichwertig mit dem Meister und dem Bachelor ist. Darüber hinaus besteht eine große Auswahl an fachlichen Weiterbildungen (z.B. Kundendiensttechniker Sanitär-Heizung-Klima oder im Bereich KFZ, Land- und Nutzfahrzeuge) sowie verschiedenen Sachkunde- oder Befähigungsnachweisen für die tägliche Arbeit.
Um Hemmschwellen gegenüber digitalen Methoden abzubauen und die Entwicklung des E-Learnings in der Region voranzutreiben, startete die Handwerkskammer 2019 das Projekt „Lernen digital im Handwerk“. Kurz darauf waren Unternehmen durch die Corona-Krise gezwungen, auf digitale Tools und z.B. Videokonferenzen umzusteigen. „Durch die Corona-bedingte Situation haben sich die Berührungsängste in Luft aufgelöst. Das hatte positive Auswirkungen auf die Nutzung unseres E-Learning-Angebots, weil die Teilnehmer:innen erkannt haben, welche Vorteile das bringt“, erzählt Judith Kraus. Gerade in einem so weitläufigen Landkreis wie Lüchow-Dannenberg kann es Zeit, Geld und Nerven sparen, ohne lange Anfahrt an einem Online-Kurs teilzunehmen. Das erleichtert den Zugang zu Fortbildungsangeboten.
Was sind unsere Lessons Learned?
Die Karrierewege im Handwerk sind spannend und vielfältig, die Förderinstrumente in Niedersachsen sehr gut aufgestellt und es gibt zahlreiche Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung. Und ganz wichtig: Wenn ich als Handwerksbetrieb meine Mitarbeiter:innen fördere und weiterentwickle, sichere ich den Bestand, die Wettbewerbsfähigkeit und den Erfolg meines Unternehmens und werde als attraktiver Arbeitgeber von Mitarbeiter:innen und potenziellen Fachkräften wahrgenommen!
Wollt ihr mehr erfahren? Dann wendet euch gerne an:
Judith Kraus, Tel. 04141 6062-33, E-Mail: kraus@hwk-bls.de
oder
Thorsten Lange, Tel. 04131 712-453, E-Mail: thorsten.lange@hwk-bls.de
Hier findet ihr außerdem einen Überblick über alle Fort- und Weiterbildungsangebote der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade.
Hier geht es zu Informationen für Unternehmen zur Förderung individueller Weiterbildungsmaßnahmen.
Titelfoto: © hannesharnack.de – Hannes Harnack