Wege nach Lüchow-Dannenberg: Wie Virginia und Sophia über Netzwerke im Wendland angekommen sind

Wege nach Lüchow-Dannenberg: Wie Virginia und Sophia über Netzwerke im Wendland angekommen sind

19. Januar 2022 0 Von SAG

Die Menschen in Lüchow-Dannenberg sind gut miteinander vernetzt und auch Virginia David und Sophia Klimanek haben ihren Traumjob mithilfe der Nutzung dieser Netzwerke gefunden. Begleitet wurden sie dabei von der Agentur Wendlandleben, die Menschen unterstützt, im Wendland ein neues Zuhause sowie eine berufliche Perspektive zu finden. Zuzügler:innen und Rückkehrer:innen erhalten hier hilfreiche Tipps zur Orientierung in der Region. Und so zeigt sich, dass Netzwerke einen großen Einfluss auf die eigenen Entscheidungen haben und Möglichkeiten erst entstehen lassen.

Virginia David hat besserhier erzählt, wie sie nach Lüchow-Dannenberg gekommen ist und warum sie hier gerne bleiben möchte. Wir haben sie an ihrem neuen Arbeitsplatz bei der Voelkel GmbH besucht und durften kennenlernen, was sie bei ihrer täglichen Arbeit begeistert und warum das Leben hier in der Region für sie genau richtig ist.

Den Raureif am Morgen in Lüchow-Dannenberg gegen die Sonne in Südafrika eintauschen? Virginia David hat diesen Schritt gewagt, ist nach Vietze ins Wendland gezogen und möchte in ihrer neuen Wahlheimat richtig ankommen. Der Ortsteil Vietze gehört zur Gemeinde Höhbeck, welche über mehr als 600 Einwohner:innen verfügt und direkt an der Elbe liegt. Virginia ist in Berlin aufgewachsen und hat während eines Auslandaufenthaltes Südafrika kennen und lieben gelernt. Nach ihrem Studium im landwirtschaftlichen Bereich ist sie nach Südafrika ausgewandert und hat dort ein kleines Unternehmen mit Lebensmitteln geführt. Zu Beginn hat sie Käse selbst hergestellt und später diverse Käsesorten aus Südafrika eingekauft und in ihrem eigenen Feinkostladen verkauft. Nach einigen Jahren dort ist sie 2021 für einen Neustart zurück in ihre Heimat Berlin gezogen. Doch schon kurze Zeit nach ihrer Rückkehr hat ihr eine sehr gute Studienfreundin von der Schönheit des Wendlands berichtet und sie im August zur Kulturellen Landpartie eingeladen. Die Natur und die Offenheit der Menschen haben Virginia überzeugt, sie hat sich in Lüchow-Dannenberg mithilfe der Agentur Wendlandleben auf Jobsuche begeben und ist im Einkauf bei der Voelkel GmbH fündig geworden. Voelkel sucht aktuell weitere Unterstützung und Infos zu den aktuellen Stellenanzeigen können hier eingesehen werden. Bei Voelkel kann Virginia ihre bisherigen beruflichen Kenntnisse sehr gut einbringen und ist vor allem von der Zusammenarbeit im Team sowie der nachhaltigen Ausrichtung des Unternehmens überzeugt. Eine sinnstiftende Tätigkeit liegt ihr sehr am Herzen. Ähnlich wie bei ihrer Arbeit in Afrika hat sie weiterhin einen Fokus auf ökologische Landwirtschaft im ländlichen Raum.

Verantwortung für Mensch und Natur ist der Leitgedanke der in den 20er Jahren gegründeten Naturkostsafterei Voelkel. Sie ist heute die größte Naturkostsafterei in Deutschland. Mit Bio- und Demeter-Säften aus Obst und Gemüse verwöhnt Voelkel seine Kund:innen. Für das Familienunternehmen ist es sehr wichtig, enkeltauglich zu denken. Voelkel achtet auf Regionalität und eine zukunftsorientierte, faire Landwirtschaft. Zusätzlich engagiert sich das Unternehmen für samenfeste Sorten und den Erhalt von Artenvielfalt und Streuobstwiesen. Virginia David ist besonders stolz auf die Gemüseberge auf dem Betriebsgelände. Während unseres Besuchs lagern auf dem Gelände gerade Möhren aus der Region. Auf einem Schild daneben ist genau nachvollziehbar, woher die Möhren stammen, denn auf eine transparente Wertschöpfungskette wird bei Voelkel sehr viel Wert gelegt.

Für den Rest des Gespräches setzen wir uns auf die großzügige Terrasse, die die Mitarbeiter:innen zur Pause nutzen können. Es ist eine gemütliche Atmosphäre, obwohl es etwas regnet. Von dort aus sind mehrere Gebäude zu sehen, in denen Virginias Kolleg:innen arbeiten. Auch die Labore sind dort untergebracht. Mittags gibt es eine Auswahl an leckeren Gerichten inkl. vegetarischer Varianten. Und der Voelkel-Saft darf natürlich nicht fehlen. Den Weg zu Voelkel nach Pevestorf fährt Virginia jeden Tag mit dem Fahrrad und genießt die Fahrt durch die Natur. Am liebsten ist Virginia an der Elbe. Um sich im Landkreis zu bewegen, nutzt sie neben Bus und Fahrrad auch den Rufbus, das Carsharing und  die kostengünstige Fähre, die direkt in Pevestorf eine Überfahrt der Elbe ermöglicht. Mehr Informationen zur den Mobilitätsangeboten sind auf der Website der Mobilitätsagentur Wendland.Elbe gebündelt.

Besonders gefällt Virginia die Vogelvielfalt in der Region – die Kraniche, aber auch die Störche, die sie mit ihrer Zeit in Südafrika verbindet. Sie empfiehlt die Teilnahme an einer Wolfswanderung auf der man mehr über diese Tiere erfährt, die vor einigen Jahren wieder ins Wendland zugewandert sind. Für Virginia David gibt es im Wendland noch viel zu entdecken, gerade auch was das kulturelle Programm betrifft. Anregungen dafür holt sie sich unter anderem aus dem Magazin Zero. In Vietze hat das Hütten-Hotel Elbhöhe für sie besonderen Charme, ein kleines Restaurant mit Wohnzimmeratmosphäre und sehr leckeren Gerichten. Besonders war für sie ein gemeinsamer Filmabend mit großer Leinwand in dem kleinen Restaurant.

Die Wochenenden füllt Virginia weiterhin damit, die Region zu entdecken, sich einzurichten und einzuleben. Ihre Wohnung hat sie übrigens durch ihre Vorgängerin bei Voelkel gefunden – da zeigt sich wieder, wie wertvoll im Wendland Netzwerke sind. Ein besonderer Tipp von Virginia David ist im kälteren Winter ein Besuch in der Therme in Gartow – eine so großartige Therme hätte sie auf dem Land in einem kleinen Ort nicht erwartet und sie habe ihr ein bisschen Wärme nach Deutschland gebracht. Die Therme ist also wärmstens weiterzuempfehlen.

Sophia Klimanek haben wir in ihrem neuen Zuhause in Dannenberg besucht. Bei einer Tasse Tee hat sie uns Einblicke in ihren persönlichen Weg aufs Land gegeben und uns erzählt, warum das Leben im Landkreis und die Arbeit als Anwältin hier für sie besonders sind.

Sophia Klimanek hat sich ursprünglich dafür entschieden Anwältin zu werden, um in einer großen Kanzlei in der Stadt zu arbeiten. Diesen Wunsch hat sie sich nach ihrem Studium erfüllt und war in München in einer großen Wirtschaftskanzlei tätig. Hier fehlte ihr persönlich jedoch der Kontakt zu Mandanten und eine Vielfalt an Themengebieten. Denn schon während des Jura-Studiums interessierte sie sich für unterschiedliche juristischen Themengebiete und war begeistert, alltägliche Rechtsfragen von Privatpersonen und Unternehmen zu klären. Es sind die grundsätzlichen, bodenständigen Themen und das Zusammenleben der Menschen, die sie besonders ansprechen und mit ihrer juristischen Expertise kann sie zu einer Lösung der alltäglichen Probleme der Menschen beitragen.

Heute arbeitet sie im Landkreis Lüchow-Dannenberg, gehört zum Team der Rechtsanwälte & Notar, Guthke, Zickendraht & Kollegen und hat dort viel Gestaltungsmöglichkeit. Die Vielfalt ihrer Fälle und der intensive Kontakt zu den Mandant:innen erfüllt sie und hat ihre Faszination für den Beruf wieder verstärkt: Die Arbeit in einer kleineren Kanzlei auf dem Land sei ganz anders als die Arbeit in einer großen Kanzlei in der Stadt, berichtet sie. Es mache ihr große Freude verschiedene Rechtsgebiete zu bearbeiten und schwierige Situationen zu lösen.

Ihre jetzige Stelle hat sie über die Nutzung von Netzwerken gefunden: Auf die freie Position ist sie durch den Stammtisch für Rechtsanwälte in Lüchow-Dannenberg aufmerksam geworden. Den Kontakt zum Stammtisch hatte ihr zuvor die Agentur Wendlandleben vermittelt. Der Austausch dort mit den Kolleg:innen ist für Sophia Klimanek sehr wertvoll.

Auf die Idee ins Wendland zu ziehen kamen Sophia und ihr Mann auf Umwegen: Die Inspiration fürs Landleben und der Wunsch nach Nähe zum Wasser entstand auf einer Reise nach Irland. Die beruflichen Perspektiven haben sie jedoch in Deutschland gehalten. Als dann ihre Tochter Luise unterwegs war, ist bei ihnen der Wunsch von einem Leben auf dem Land wieder stärker geworden. Da war für beide schon klar, dass es ein Ort in Norddeutschland sein sollte. Sophia Klimanek und ihr Mann kommen ursprünglich aus München, hatten zu dem Zeitpunkt aber schon kurze Zeit in der Metropolregion Hamburg gelebt. Und als sie beim Kennlerntermin mit ihrem Hochzeitsfotografen das Elbestädtchen Hitzacker trotz Regen als sehr märchenhaft empfanden, bekamen sie Lust auf die Region.

In München waren die Straßenbahnen und U-Bahnen häufig sehr voll und mit Kinderwagen sehr unpraktisch. Auch Krippenplätze waren nur schwer zu bekommen. Die Räumlichkeiten waren meist klein und mit wenig Platz, um draußen zu spielen. Das sieht in Lüchow-Dannenberg nun anders aus: Aktuell ist die Tochter von Sophia in einer Großtagespflege in einer kleinen Gruppe auf einem schönen alten Bauernhof mit sehr viel Platz. Sich mit anderen Familien und deren Kindern in den eigenen Gärten zu treffen, genau das macht das Leben hier in Lüchow-Dannenberg für Sophia Klimanek so lebenswert.

Ein schönes Zuhause ist jedoch auch in Lüchow-Dannenberg nicht leicht zu finden. Den Tipp für ihre aktuelle Wohnung haben Sophia Klimanek und ihr Mann – wie Virginia – von einem Kollegen erhalten. Wer im Wendland ankommen möchte, solle sich vorher auf jeden Fall gut informieren, findet sie. Man müsse das ein oder andere vielleicht auch erst einmal ausprobieren und es sollte sich jeder bewusst sein, dass nicht alles am Landleben idyllisch sei: Beispielsweise legt sie für Termine im Landkreis häufig weite Strecken mit dem Auto zurück. Das empfand sie am Anfang als sehr abschreckend, aber mittlerweile genießt sie die Zeit für sich selbst.

Sophia Klimanek erzählt uns, dass auch für sie die Natur im Landkreis Lüchow-Dannenberg besonders sei. Denn jeden Morgen, wenn sie zur Arbeit fahre, sehen der Himmel und die Lichter anders aus. Und nachts bei klarem Himmel sehe man die Sterne ausgesprochen gut. Die Stille und Dunkelheit in der Nacht sei ein faszinierendes Schauspiel. Ein Ort der Ruhe, der mit dem Trubel einer Großstadt nur schwer zu vergleichen ist. Ganz besonders empfiehlt sie die Göhrde und den Breeser Grund – ihren Lieblingsplatz in der Region. In dem großen Waldstück zwischen Lüneburg und Lüchow-Dannenberg stehen ganz alte knorrige Eichen. In dieser Gegend gebe es auch viele Pilzsammler. Für Sophia ist dies eine unglaublich schöne Kulisse, wie im Film. Ein Vorteil an diesem Ort sei, dass dort nicht viel los ist. Hier kommt niemand einfach zufällig vorbei, man muss die Stelle schon kennen. Ansonsten mag sie die Elbwiesen und die Gegend am Gartower See sehr. Die Landschaft zwischen Deich und Elbe ermöglicht einen weiten Blick in die Landschaft. Und noch ein Detail am Rande: Sophia Klimanek arbeitet zusätzlich als Schriftstellerin und schreibt an einem Roman, der in München spielt. Wer weiß, vielleicht spielt ihr nächstes Buch ebenso wie ihr eigenes Leben bereits im Wendland.

Das klingt spannend? Möchtest auch du ins Wendland kommen und deine ganz eigene Geschichte schreiben? Na, dann los!