Genial digital – Azubis von heute sind die Fachkräfte von morgen

Die App berry2b bringt Schülerinnen und Schüler mit Unternehmen aus der Region zusammen und ist gleichzeitig Schul- und Karriereplaner. Marketing Managerin Hannah Truxius stellt uns das Lüneburger Start-up genauer vor und wirft einen Blick in die (digitale) Zukunft von Ausbildung und Fachkräftesicherung.

Hallo Frau Truxius, stellen Sie sich und Ihr Unternehmen bitte einmal vor.

berry2b ist eine App, in der Schüler:innen ihren Schulalltag planen, sich gleichzeitig rund um das Thema Berufsorientierung informieren und einen Ausbildungsplatz, dualen Studiengang oder ein Praktikum finden können. Das berry2b Team besteht aus zwei motivierten, großartigen Gründern, unseren Entwicklern und einem Marketing Team. Im letzteren bin ich als Marketing Managerin für die Themen nicht-schulische Kooperationen, die Kundenbetreuung und das Online Marketing zuständig. Wir kommen aus Lüneburg und haben berry2b 2019 gegründet.

Welche Zielgruppen sollen mit berry2b angesprochen werden?

Wir adressieren mit berry2b zwei Zielgruppen. Das sind zum einen die Schüler:innen, die  berry2b auf ihrem Smartphone oder Tablet als Schulplaner nutzen und regionale Arbeitgeber kennen lernen. Die andere Zielgruppe sind unsere Kunden – die Unternehmen, Betriebe und Fachschulen, die in allen denkbaren Branchen ausbilden, Praktika anbieten oder duale Studiengänge anbieten.

Wie gestaltet sich der digitale Weg zur passenden Ausbildung über berry2b?

Der digitale Weg beginnt dort wo Schüler:innen sich viel aufhalten: am Smartphone. Nach dem Download der App kann es direkt losgehen, entweder mit dem Schulplaner oder dem Karriereteil. Mit dem Schulplaner können Schüler:innen ihre Hausaufgaben organisieren, Stundenpläne erstellen und teilen und auch ihren Notenschnitt verfolgen. Das Ganze ist mit der Klasse teilbar und so können z.B. Aufgaben zusammen bearbeitet werden. Dazu wird der oder die Schüler:in auf den Karrierebereich aufmerksam gemacht, kann sich ein Karriereprofil erstellen mit Infos zu sich selbst, seinen/ihren eigenen Berufswünschen und Interessen. Die Schüler:innen können Stärkentests machen und demnächst auch Quizze zu Themen wie Berufsorientierung, Bewerbung oder Soft Skills durchlaufen.  Besonders an berry2b ist vor allem unser Messenger: hier können Schüler:innen und Unternehmen direkt Kontakt aufnehmen, ganz unkompliziert und nah, um erste Fragen auszutauschen, Informationen zu erfragen oder ein Bewerbungsgespräch zu vereinbaren.

Wo sind die Grenzen einer digitalen Berufsorientierung?

Die Grenze ist sicherlich erreicht, sobald es um den ausschlaggebenden Kontakt, das Treffen geht. Ein Kennenlernen während eines „live“ Treffens vermittelt den besten Eindruck meines Gegenübers und man lernt sich ganzheitlich kennen. Damit meine ich die Körpersprache, spontane Reaktionen oder auch Gefühlsregungen, die eine Sympathie ausmachen. berry2b ist bis zu diesem Punkt die digitale Lösung für junge Menschen, um überhaupt einen Einstieg in das Thema Berufsorientierung zu finden und sich erst einmal, wie das Wort schon sagt, im Dschungel der diversen Ausbildungsangebote zu „orientieren“. Für Unternehmen bietet berry2b die Möglichkeit direkt auf Schüler:innen zuzugehen, zum Beispiel über den Messenger als aktives Rekrutierungstool. Das persönliche Kennenlernen darf dann gerne im direkten „live“ Kontakt stattfinden.

Der bestehende Fachkräftemangel ist für Unternehmen das Geschäftsrisiko Nr. 1. Entsprechend wird stärker ausgebildet, um die individuelle Fachkräftelücke zu schließen. Auch wenn Ausbildung allein nicht reichen wird und sich coronabedingt die Ausbildungssituation eher verschärft, so ist Ausbildung ein maßgeblicher Beitrag zur Fachkräftesicherung. Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht ein guter Findungsprozess zur richtigen Ausbildung im Hinblick auf den bestehenden Fachkräftemangel?

Sehr wichtig! Und zwar auf beiden Seiten. Ein gutes Matching sorgt für beide Parteien für ein gutes Arbeitsverhältnis und eine langfristige Zusammenarbeit. Wir erleben es immer wieder, dass junge Menschen ihren Ausbildungsplatz „spontan“ wieder kündigen, weil es eben nicht so gut passt. Auch hierfür optimieren wir berry2b laufend, indem wir verschiedene Matching-Funktionen programmieren. Damit wollen wir erreichen, dass Schüler:innen und Unternehmen oder Betriebe mit ihrer Auswahl zufrieden sind. Und: nur so lässt sich auch der Fachkräftemangel angehen. Mit zufriedenen Arbeitnehmern, die länger als die üblichen zwei bis drei Jahre in einem Unternehmen bleiben möchten. Nicht zu unterschätzen ist auch die Unternehmenskultur und die Arbeitsbedingungen, die durch den Arbeitgeber geschaffen werden, um Arbeitnehmer langfristig zu halten und dem Verlust von Wissen entgegenzuwirken.

Was können Unternehmen tun, um noch attraktiver für Fachkräfte zu sein?

Eine sehr gute Frage! Ich denke, dass eine langfristige Mitarbeiterbindung, eine positive Unternehmenskultur und der Mensch als Person, und nicht nur als Arbeitnehmer, gefördert werden sollten. Das dies nicht immer einfach umzusetzen ist, ist verständlich, sollte aber nicht aus den Augen verloren werden. Besonders im ländlichen Bereich und in kleineren Betrieben darf gerne aufgefrischt werden, wenn es um Flexibilität und zeitgemäßes Arbeiten geht. Die Herausforderung besteht wohl vor allem darin, eine junge Generation, die sehr divers und komplex ist, mit einer Generation von Arbeitgebern zu vereinen, die aus einem eher alten und „erwachsenen“ Blickwinkel auf die heutige Jugend schauen. Da prallen durchaus mal Welten aufeinander. Hier eine Brücke zu bauen und Jugend und Arbeitgeber zusammenbringen, ist eine Aufgabe, die für uns alle wichtig ist, um fachlich gutes und qualifiziertes Personal auszubilden. Besonders im digitalen Bereich können viele kleinere und mittelständische Unternehmen und Betriebe ihr Potenzial noch mehr nutzen, um nicht nur Kunden, sondern auch mögliche Arbeitnehmer besser zu erreichen.

Kurzarbeit, Insolvenzen und Betriebsschließungen werden sich auch auf den Ausbildungsmarkt auswirken, Berufsorientierungsmessen fallen coronabedingt aus; Schüler können keine Praktika machen. Wie wirkt sich die Corona-Krise auf das Geschäftsmodell von berry2b aus?

Auch wir bemerken die Auswirkungen von Corona. Wir sprechen mit vielen Unternehmen und auch Schulen und bei beiden herrscht allgemein Verunsicherung, wie sich dieses Jahr weiter gestalten wird. Bei beiden Seiten ist aber auch deutlich: es muss weitergehen. Betriebe sind auf Azubis angewiesen und auch die Schüler:innen brauchen Perspektiven. Da bietet sich ein digitales Produkt umso mehr an! Positiv für uns ist, dass wir im letzten Jahr weit über unserer gewünschten Registrierungszahl der Schüler lagen und wir trotz Corona weiterwachsen.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit den Unternehmen?

Auf Unternehmensseite erleben wir oft erstmal eine eher skeptische und zurückhaltende Einstellung gegenüber dem Thema Digitalisierung und der Idee, ein Thema wie die Berufsorientierung über eine App zu gestalten. Wenn wir den Unternehmen dann zeigen, wie Schüler in der App agieren können und wie, gerade auch jetzt zu Corona-Zeiten, ein Kontakt zu Schüler:innen hergestellt werden kann, können wir von unserer Idee überzeugen. Einige Unternehmen melden uns natürlich zurück, dass es gerade andere (coronabedingte) wichtige Themen gibt und das Azubi-Recruiting zu einem anderen Zeitpunkt weiterverfolgt wird. Einige haben sicherlich auch kein Budget für Recruiting-Maßnahmen. Viele Unternehmen sind auch aber ganz klar der Meinung, dass es weitergehen muss, trotz Corona, und auch weiter ausgebildet wird. Hier schließt sich häufig die Frage an, wie Unternehmen an Schüler:innen herantreten können, da keine Messen und keine Berufsorientierungstage an Schulen mehr stattfinden. Genau hierfür bieten wir mit berry2b die optimale Lösung.

Was wünschen Sie sich persönlich und beruflich für das Jahr 2021?

Für dieses Jahr würde ich mir sehr wünschen, dass es mehr positive Neuigkeiten gibt und dass die Corona-Situation noch viel mehr als Chance, Dinge zu ändern und zu überdenken, genutzt wird. Und natürlich freue ich mich sehr, dass berry2b auch in diesem Jahr weiterhin durchstarten wird und wir Schüler:innen und Unternehmen und Betriebe erfolgreich zusammenbringen!

Vielen Dank für das Gespräch!

Weitere Infos über das Arbeiten bei berry2b findet ihr bei YOJO.

Bilder: berry2b GmbH

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