Der Sozialpsychiatrische Dienst (SpDi) Lüchow-Dannenberg ist eine niederschwellige Anlaufstelle für Menschen in seelischen Notlagen und deren Angehörige. Im Rahmen unserer aktuellen Social Media-Aktionswoche, die wir den gesellschaftlich so wichtigen Berufsgruppen im Gesundheits- und Sozialwesen widmen und auf Facebook und Instagram soziale Einrichtungen aus dem Landkreis Lüchow-Dannenberg vorstellen, haben wir mit Dr. Susanne Krauß gesprochen. Sie ist Leiterin des Sozialpsychiatrischen Dienstes und gibt einen Einblick in dessen Arbeit.
Hallo Frau Dr. Krauß, stellen Sie sich und den Sozialpsychiatrischen Dienst bitte einmal kurz vor.
Wir sind ein Team aus fünf Damen: Es gibt drei Sozialarbeiterinnen, unsere Verwaltungskraft und mich als Ärztin in diesem Dienst. Unsere Aufgabe als Sozialpsychiatrischer Dienst ist, dass wir für Menschen mit psychischen Problemen für jede Form von Beratung individuell verfügbar sein wollen. Das stützt sich auf drei große Säulen: Das ist zum einen die Niederschwelligkeit – ein Anruf genügt und wir könnten starten. Wir werden aufsuchend tätig, das ist ein Alleinstellungsmerkmal unter den Beratungsstellen vor Ort, dass wir auch nach Hause kommen. Außerdem sind wir natürlich kostenlos.
Was macht Sie als Arbeitgeber für Fachkräfte attraktiv?
Jede Mitarbeiterin ist beim Klienten völlig eigenverantwortlich. Das heißt, wie sie die Beratungskontakte innerhalb der Grenzen sozialpsychiatrischer Professionalität im Detail gestaltet, kann selbstständig entschieden werden. Aber es gibt immer den Rückhalt im Team. Wir haben einmal in der Woche eine Teambesprechung, und da besteht ein sehr reger und enger fachlich-kollegialer Austausch mit der Möglichkeit, sich Rat, Hilfe und Unterstützung zu holen. Es ist also die Mischung aus beidem: Ich habe das Team, auf das ich zurückgreifen kann, werde aber auch eigenverantwortlich tätig und habe viele Gestaltungsmöglichkeiten.
Welche Werte vertreten Sie als Unternehmen und als Arbeitgeber?
Der SpDi Lüchow-Dannenberg ist in Trägerschaft der Brücke Uelzen e.V., das ist ein großer sozialpsychiatrischer Dienstleister in der Region. Deren wesentlicher Ansatz ist, dass der Mensch im Mittelpunkt steht. Dieses klientenzentrierte Vorgehen würde ich für uns noch ergänzen um den Punkt, möglichst individuell zu helfen. Wir gucken uns an, was bewegt jetzt diesen Menschen, wo drückt gerade am meisten der Schuh? Auf der anderen Seite ist uns wichtig, als Team gut und konstruktiv zusammenzuarbeiten, so dass niemand das Gefühl hat, alleine irgendetwas lösen zu müssen.
Welches Image oder welchen Ruf hat das Unternehmen mit dem Blick von außen?
Unser Träger, die Brücke Uelzen e.V., geht zurück auf eine sozialpsychiatrische Tradition in Folge der Psychiatrie-Enquete in den 1970er Jahren. Die Idee dahinter ist, die psychiatrisch Erkrankten aus den Kliniken hinaus in die Gesellschaft zu bringen und ihnen Teilhabe zu ermöglichen. Dieser Teilhabegedanke ist das, was in der Brücke gelebt und umgesetzt wird. Wir sehen unsere Klientinnen und Klienten als gleichberechtigte Menschen in der Gesellschaft, die ein Recht darauf haben, mit ihren Bedürfnissen und Wünschen gesehen zu werden, nicht als Hilfsbedürftige.
Was bieten Sie Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Hinblick auf Arbeitsbedingungen (z.B. Gehalt, Arbeitszeit, räumliche Bedingungen, Weiterbildungsmöglichkeiten…)?
Die Bezahlung hier erfolgt in Anlehnung an den TV-L 9. Die Arbeitszeiten können wir hier glücklicherweise relativ flexibel handhaben. Es gibt sogenannte Kernarbeitszeiten, das sind die Bürozeiten, in denen der SpDi telefonisch und auch persönlich erreichbar sein soll, zwischen 8 und 16 Uhr an den Werktagen. Aber es gibt die Möglichkeit, darüber hinaus die Termine sehr flexibel zu gestalten und davon machen meine Kolleginnen und ich auch ganz regen Gebrauch. Neben der hohen individuellen Flexibilität bei den Arbeitszeiten passen können wir uns damit aber auch an die Bedürfnisse und Bedarfe der Klienten anschließen.
Was ist Ihnen grundsätzlich bei neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besonders wichtig?
Wichtig ist mir eine persönliche Belastbarkeit, also auch innere Spannungen ertragen zu können, die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, und natürlich die Teamfähigkeit. Das sind wichtige persönliche und soziale Kompetenzen neben der Grundqualifikation einer sozialpädagogischen Ausbildung, die auf jeden Fall benötigt wird.
Inwieweit haben auch Quereinsteiger eine Chance beim Sozialpsychiatrischen Dienst?
Im Moment sind wir hier voll besetzt und es ist keine Stelle frei. Grundsätzlich ist aber für die Arbeit hier ein sozialer oder pädagogischer Hintergrund wesentlich. Wir haben allerdings im Laufe der Zeit festgestellt, dass noch wichtiger als das sozialpädagogische Wissen und Handwerkszeug, das man sich auch aneignen kann, die persönliche Eignung ist.
Was bedeutet persönliche Eignung für Sie?
Neugier auf Menschen und die Bereitschaft, sich auch auf jemand anderen und möglicherweise auch dessen Eigenheiten einzulassen. Das heißt aber natürlich auch, Grenzen zu sehen und über einen gesunden Pragmatismus und einen lösungsorientierten Umgang mit den Klientinnen und Klienten zu verfügen.
Sind Initiativbewerbungen denn trotzdem willkommen, auch wenn Sie aktuell nicht suchen?
Natürlich, wir werden immer mal wieder suchen, zumal unser Durchschnittsalter im Team etwa bei Mitte 50 liegt. Initiativbewerbungen sind willkommen, und wir freuen uns über Menschen, die sagen, wir wollen den SpDi mal kennenlernen, beispielsweise ein Praktikum machen oder Ähnliches.
Wenn Sie einen Blick in die Zukunft wagen, wo steht der SpDi in Lüchow-Dannenberg in fünf Jahren?
Es besteht zunächst ein gesetzlicher Auftrag für die Kommunen, einen sozialpsychiatrischen Dienst vorzuhalten. Das gibt uns natürlich eine gewisse Sicherheit. Aber unabhängig davon ist es so, dass wir das wir das Alleinstellungsmerkmal der aufsuchenden Tätigkeit haben und niederschwellig sind. Angesichts der demografischen Entwicklung im Landkreis – viele junge Leute ziehen hier weg, was zu einer Überalterung führt – haben wir eine wichtige Aufgabe. Auch vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Krise denken wir, dass unsere Angebote keine Modeerscheinung oder zeitlich begrenzt sind, sondern auch in fünf Jahren unverändert erforderlich sein werden.
Was macht die Region Lüchow-Dannenberg für Sie aus?
Ich glaube schon, dass das Arbeiten hier in Lüchow-Dannenberg ein Besonderes ist. Wir sind der bevölkerungsärmste Landkreis in Deutschland mit rund 48.000 Einwohnern. Als Zugezogene habe ich immer den Eindruck, dass sich das ganze Wendland bei der Castor-Widerstandsbewegung persönlich kennengelernt hat… Dadurch habe ich aber auch das Gefühl, es gibt hier in besonderer Weise auch interdisziplinär einen Zusammenhalt und einen Grundkonsens, im Interesse der Menschen zusammenarbeiten zu wollen. Das zeigt sich z.B. in der Kooperation mit anderen Institutionen wie dem Sozialamt, dass auch dort wesentliches Anliegen ist, den Klientinnen und Klienten bestmögliche Entfaltungschancen zu bieten. Das ist der Geist, der sich hier durchzieht, und der das Arbeiten für mich besonders und besonders schön macht.
Das ist doch ein tolles Plädoyer für das Leben und Arbeiten in Lüchow-Dannenberg. Vielen Dank für das Gespräch!
Mehr Infos zum SpDi Lüchow-Dannenberg findet ihr hier.
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