Wohin soll die Reise gehen?
„Hey Mädels! Sorry, wenn ich Euch schon wieder mit Fotos zuspamme, aber diese Tür hier sieht doch wirklich soooo wunderschön aus, oder?“. Nachricht und Foto abgeschickt. Man kann eigentlich sagen, dass das der Anfang meines jetzigen Instagram-Blogs whatslueneburg ist.
Zum Ende meines Masters in Stuttgart musste ich mir die Frage stellen: Wohin soll die Reise eigentlich gehen? Und ehe ich mich versah, landete ich in Lüneburg. Die Nähe zu meiner Heimat (Region Hannover), zu meiner Familie und Schulfreunden, aber eben auch die Stadt an sich waren wohl die größten Entscheidungskriterien, die letztendlich die Wahl auf Lüneburg fallen ließen.
Ich kann doch nicht die Einzige sein?
Vor Stuttgart lebte ich in Hannover und für kurze Zeiträume auch in einigen anderen Städten in Deutschland. Kurz: Meine Freundinnen und Freunde waren überall, nur in Lüneburg (noch) nicht. Ich selbst war erst zwei Mal in der Hansestadt, bevor ich mein WG-Zimmer in Stuttgart räumte und den Weg nach Lüneburg antrat. Meine ersten Eindrücke, die ich als Neuankömmling in der Stadt erlebte, waren toll. Ein kleines bisschen wie Urlaub, aber auch schon ein gewisses Gefühl von zuhause. Diese Eindrücke mussten geteilt werden – mit den Mädels und Jungs, die eben überall verstreut waren. Irgendwann stellte ich mir selbst die Frage: Kann es vielleicht sein, dass das noch mehr Menschen interessiert? Ich kann schließlich nicht die Einzige sein, der Lüneburg so gut gefällt. Und so kam es wie es kam. Ein Instagram-Account ist schnell erstellt und die Resonanz war da. Nach und nach kamen so viele tolle Menschen dazu: Lüneburgerinnen und Lüneburger, ehemalige Anwohner, frisch angekommene Studierende und Personen, die sich von der Stadt inspirieren lassen wollen. Sie alle erlebten mit, wie ich „alles zum ersten Mal“ sah und erlebte.
Wieso? Weshalb? Warum?
Kennt ihr das, wenn ihr in einen Wochenendtrip in eine Stadt macht und plötzlich Infos aufsaugt, die ihr häufig gar nicht über eure eigene Stadt kennt? Dass ihr Dinge wahrnehmt, die für andere alltäglich sind? So ging und geht es mir. Was sind eigentlich die „Brodbänke“ und wieso heißen sie so? Hat der Architekt des Wasserturms wirklich nur 1.800 Mark Honorar bekommen? Oder: Wo kriege ich hier eigentlich den besten Kaffee? Auch wenn ich nun schon knapp zwei Jahre in Lüneburg wohne versuche ich mir diese Neugierde beizubehalten, Dinge zu hinterfragen und statt eines „Naja, das ist dann wohl so“- Gedankens, mein Interesse an der Stadt und ihren Eigenarten aufrecht zu erhalten.
Fun Fact
Apropos Eigenarten: Beruflich hat es mich ins große Hamburg verschlagen. Dort wohnen? Das wäre für mich definitiv nicht der richtige Ort, aber mit dem Pendeln komme ich aus. So wie viele weitere Lüneburgerinnen und Lüneburger, denen man morgens am Bahnhof begegnet. Und auch hier machen die Eigenarten nicht Halt. Jeden Morgen beobachte ich mit Spannung bei der Einfahrt des Zuges, wie die Menschen an „ihren“ Punkten stehen und noch bei Einfahrt einen Schritt nach vorne machen. Vermutlich für das Gefühl, direkt näher an der Tür zu stehen. Und dann geht das Bingo um die Türen erst richtig los: „Ob du wirklich richtig stehst, siehst du, wenn die Tür aufgeht.“ – Okay, ich muss zugeben: Es ist nicht immer genug Platz für alle da und ich bin auch happy, wenn ich sitzen darf. Aber: Der goldene Schritt, wie ich ihn nenne, der unterhält mich jeden Morgen auf’s Neue.
Was Lüneburg und die Region für mich ausmacht
Als ich mal genauer darüber nachgedacht habe, wieso mir bestimmte Städte, in denen ich schon gelebt habe, gefallen, wurde mir bewusst: Eigentlich ist es keine Verbundenheit zu den Städten, sondern viel mehr zu den tollen Menschen, mit denen ich dort Zeit verbracht habe. Seit Ende 2018 bin ich Lüneburgerin – und hier ist es irgendwie anders. Keine Frage: Die Menschen hier sind mindestens genauso toll, aber die Stadt allein ist eben auch ganz besonders.
Der Unterschied? Lüneburg vereint für mich ein vertrautes Dorfleben mit den Vorzügen einer größeren Stadt und ist dabei wunderschön anzusehen. Beim Schlendern durch die Straßen trifft man fast immer bekannte Gesichter. Ob es nun gute Freunde oder Menschen, zu denen ich eigentlich bisher nur den Instagram-Account kenne, sind, man möchte gar nicht anonym bleiben. Beim ersten Mal lächelt man sich aus der Ferne zu und beim zweiten Mal sitzt man vielleicht schon auf einen Kaffee zusammen. Meine Erfahrung: Lüneburg ist offen für neue Menschen und Meinungen.
Text & Fotos: Anna Böhme
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