Als traditionsreiches Familienunternehmen ist die Möbel Wolfrath GmbH in Lüchow eng mit der Region verbunden – und legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Kristina Meseke, die seit 2019 im Wendland lebt und das Marketing im Unternehmen verantwortet, erzählt uns mehr darüber, wie Möbel Wolfrath sich für die Verringerung des ökologischen Fußabdrucks und die Region Lüchow-Dannenberg engagiert.
Hallo Frau Meseke, was macht Möbel Wolfrath aus und für welche Werte steht das Unternehmen?
Wir sind ein Familienunternehmen, das inzwischen in der vierten Generation geführt wird. Gewisse Werte sind also schon dadurch im Unternehmen verankert, dass es inhaber- und familiengeführt ist und andere Ziele verfolgt als beispielsweise ein Konzern.
Wir haben zwei Möbelhäuser: Neben dem „normalen“ Möbelhaus, unserem wolfrath Einrichtungshaus, gibt es seit 1996 das Naturholz-Möbelhaus wöm, das eine sehr ökologische Ausrichtung hat und ausschließlich Massivholzmöbel verkauft. Zum Einrichtungshaus gehört zusätzlich ein Küchenstudio und im wöm ist noch die beliebte Boutique mit vielen Dekoartikeln zu finden.
In beiden Häusern ist es uns wichtig, Möbel zu verkaufen, die die Menschen langfristig durchs Leben begleiten und nicht alle paar Jahre ausgetauscht werden. Dabei verfolgen wir einen hohen Anspruch an Qualität und Design und setzen mehr auf Zeitlosigkeit, statt jedem Trend hinterherzulaufen. Wir haben auch viele Stammkunden, die seit über 30 Jahren ihre Möbel bei uns kaufen.
Die Keimzelle des Unternehmens ist die Tischlerei, die der Urgroßvater unserer Geschäftsführerin Lea-Marike Hoene 1933 an diesem Standort gegründet hat. In den 1950er Jahren kam der Möbelhandel dazu, und diese Kombination aus Handel und Tischlerei, die immer noch besteht, ist auch das Besondere. Wir stellen individuelle Anfertigungen wie spezielle Einbauten, Geschäftseinrichtungen und Küchen her oder auch Fenster, Türen, Treppen und Fußböden.
Dann kommen wir zum Thema „Ökologischer Fußabdruck“. Dabei geht es um ein Buchhaltungssystem für die Umweltressourcen unserer Erde: Wie viel Natur haben wir und wieviel brauchen wir und wer nutzt wieviel? Jedes Wirtschaften beansprucht Fläche. Was bedeutet der ökologische Fußabdruck für Möbel Wolfrath?
Uns ist zunächst sehr bewusst, dass wir allein schon durch die Größe unserer Häuser und der – vom Gesetzgeber paradoxerweise entsprechend vorgeschriebenen – großen Parkplatzfläche sehr viel Fläche beanspruchen. Des Weiteren verkaufen wir Konsumgüter und verbrauchen dadurch natürlich Ressourcen, das lässt sich nicht diskutieren. Da sind die Transportwege der Möbel zu uns und zum Kunden, das Material, das verarbeitet wird – all das gehört zu unserem ökologischen Fußabdruck dazu. Dieses Bewusstsein dafür war schon immer im Unternehmen vorhanden und ist in den letzten Jahren noch stärker in den Vordergrund gerückt.
Wir können unsere Gebäude nicht zurückbauen und auch nicht alle unsere Möbel in Norddeutschland produzieren lassen, weil wir dann die Nachfrage nicht bedienen könnten. Aber wir befinden uns in dem Prozess, immer weiter zu überlegen, was wir tun können, um das zu verbessern und beispielsweise weitere Transportwege auszugleichen.
Was tun Sie konkret, um einen positiven ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen?
Zum einen gibt es die Kleinigkeiten, die inzwischen in vielen Unternehmen hoffentlich selbstverständlich sind: Es gibt z.B. bei uns nur Bio-Fairtrade-Kaffee, wir versuchen möglichst wenig zu drucken und wenn, dann beidseitig und mit Recyclingpapier. Durch den Möbeltransport fällt bei uns sehr viel Plastik- und Papiermüll an und da achten wir auf strikte Mülltrennung. Unsere kleineren Waren in der Boutique geben wir schon seit Jahrzehnten nur in Papiertüten heraus.
Wir haben Leasing-Fahrräder für unsere Mitarbeiter eingeführt, um CO2 auf dem Arbeitsweg einzusparen.
Ich glaube, je größer das Unternehmen ist, desto größer ist auch der Unterschied, den man mit solchen kleinen Dingen machen kann.
Darüber hinaus schaffen wir Ausgleichsflächen für die versiegelten Flächen auf unserem Grundstück. Das Dach vom wöm Naturholzmöbel ist komplett begrünt und bietet Heimat für Insekten und Vögel. Wir versuchen auch, unser ganzes Parkplatz-Areal möglichst vielfältig zu bepflanzen, damit es für viele verschiedene Arten eine gute Umgebung ist. Teilweise lassen wir gerade die hinteren Bereiche, wo kein ständiger Publikumsverkehr ist, auch bewusst verwildern, damit dort das Ökosystem auf natürliche Weise ohne Eingreifen des Menschen funktionieren kann. Außerdem haben wir eine Streuobstwiese angelegt.
Auch rund um den Löschteich, der sich auf unserem Gelände befindet, lassen wir es verwildern. Letztes Jahr hat ein Wildgänsepaar dort gebrütet – die Küken sind dann über unseren Parkplatz gelaufen. Das war sehr goldig und schön zu sehen, welchen Einfluss es hat, wenn solche Flächen entstehen.
Ein weiterer spannender Punkt ist die Energiegewinnung und -nutzung. Natürlich verbrauchen wir sehr viel Strom, alleine unsere Fläche zu beleuchten und zu heizen, ist sehr ressourcenintensiv. Wir nutzen Energiesparlampen und setzen regenerative Energien ein: So haben wir eine Holzhackschnitzel-Heizung, die u.a. über die Verschnittreste aus unserer Tischlerei betrieben wird. Und auf unseren Gebäuden sind inzwischen mehrere hundert Quadratmeter Solaranlagen mit ca. 77 kW installiert. Damit können wir ungefähr 20 bis 30 % unseres Strombedarfs selbst decken.
Inwiefern achten Sie bei Ihren Materialien auf den Aspekt Umwelt und Nachhaltigkeit?
Es ist uns ein Anliegen, dass wir unsere Lieferanten sorgfältig auswählen. Wir gehören als Möbelhandelsunternehmen einem Möbelverband an und sind dadurch an viele Vorgaben gebunden. Aber überall, wo wir selbst entscheiden können, achten wir darauf, dass unsere Lieferanten vernünftig arbeiten: Wo wird produziert und welche Materialien kommen zum Einsatz, wo kommt das Holz her? Die FSC-Zertifizierung ist für uns selbstverständlich und auch die verschiedenen Gütezeichen wie der Blaue Engel sind uns wichtig. Das ist grundsätzlich in unserer DNA verankert, dass wir unserem Kunden nie etwas verkaufen wollen, wovon wir selbst nicht überzeugt sind.
Wir arbeiten außerdem seit ein paar Jahren mit einem kleinen Familienunternehmen namens „elbwolle“ hier in Lüchow-Dannenberg zusammen. Das hat sich auf die Fahne geschrieben, regionale Wolle zu produzieren und voranzubringen. Gemeinsam haben wir einen Möbelbezugsstoff entwickelt. Es war gar nicht so einfach und hat eine Weile gedauert, bis so ein echter Wollstoff aus der Region auch wirklich den Anforderungen des Möbelbauers entspricht und strapazierfähig ist. Im Moment haben wir davon drei verschiedene Farben vor Ort: petrolblau, senfgelb und grau. Damit kann man sich verschiedene Möbel beziehen lassen und hat dann beispielsweise ein Sofa mit regionalem Bezug – im doppelten Sinne.
Wie viele Beschäftigte hat das Unternehmen?
Wir haben 54 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ungefähr 15 im Handel, in der Tischlerei etwa 20, dazu kommt die Verwaltung. Die Auslieferung und Montage haben wir auch selbst mit etwa 10 entsprechend qualifizierten Fachkräften im Haus, um hier ebenfalls eine hohe Qualität zu gewährleisten.
Möbel Wolfrath sieht sich als Unternehmen, was Verantwortung für seine Mitarbeiter trägt und auch einen Beitrag zur Entwicklung einer besonderen Region leisten möchte – dem Landkreis Lüchow-Dannenberg bzw. dem Wendland. Was ist der Grund, dass Sie Unternehmen und die Region so in Verbindung miteinander sehen?
Der Hauptgrund ist, dass es als Familienunternehmen hier gegründet wurde und die Familie hier verwurzelt ist. Daraus ergibt sich eine Treue und Verbundenheit gegenüber der Region. Ich glaube tatsächlich, dass Unternehmerinnen und Unternehmer die Region prägen, früher noch viel mehr als heute. Wenn ich Unternehmer bin in einer Region, muss ich auch mit gutem Beispiel vorangehen und mich für sie stark machen. Dazu kommt die Liebe zu unserer Heimat. Wir alle mögen diesen Landstrich, ungefähr 90 % unserer Mitarbeiter kommen von hier und daher ist es für uns selbstverständlich, dass wir versuchen, ein gutes Arbeiten hier zu ermöglichen. Lea-Marike Hoene sagt immer, dass ihr eigentlich egal ist, was genau wir in 20 Jahren machen, Hauptsache ist, wir sind noch hier und bieten unseren Mitarbeitern die Arbeitsplätze. Wir würden also eher das Unternehmen komplett umkrempeln und unser Angebot an die sich wandelnden Bedürfnisse der Menschen anpassen, als an einen anderen Standort zu gehen. Ein so eingesessenes und regional verwurzeltes Unternehmen funktioniert gar nicht losgelöst vom Standort. Wir sind in einer Art Symbiose mit dem Landkreis und den Menschen, die hier leben. Deshalb ist es uns wichtig, dazu beizutragen, die Region lebenswert zu machen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Hier geht es zum Unternehmensprofil von Möbel Wolfrath auf YOJO.
Fotos: © Möbel Wolfrath GmbH